Mut zu leben – Gewaltprävention für Weil der Städter Schüler/innen

Eine Abwechslung zum Schulalltag gab es am 24. Und 25. April 2023 für die Siebtklässler der Heinrich- Steinhöwel-Gemeinschaftsschule, der Würmtalschule und der Realschule in Weil der Stadt. Dank der Förderung durch die Kinder- und Jugendstiftung Weil der Stadt und dem Projekt „Sicherer Landkreis“ konnte von der Schulsozialarbeit zum dritten Mal das Präventionsprojekt gegen Gewalt und für mehr Miteinander an die Schulen geholt werden.

Christoph Rickels war Schulsprecher, Einser-Kandidat in Sport und Musiker. Er war früher einer dieser Machertypen, den im Umkreis von 60 km jeder kannte. Der heute 36-Jährige stand leicht gekrümmt vor den Siebtklässlern, als er seine Geschichte erzählte. Denn Christoph Rickels ist nicht mehr der Gleiche wie im Jahr 2007, als die Gewalt seinem Leben einen brutalen Schnitt bescherte. Seit er in einer Disco niedergeschlagen wurde, ist er für das ganze Leben gezeichnet. Er fiel mit dem Gesicht auf den Steinboden. Schädelbruch. Jochbeinbruch. Sechsfache Hirnblutung. Vier Monate Koma. Lange Reha.

An mehrere Jahre seines Lebens kann er sich nicht mehr erinnern. Und sein Leben, wie es vorher war, war vorbei. Der junge Mann ist halbseitig spastisch gelähmt, sein Sprachzentrum ist beschädigt. „Der hat mich kaputtgemacht. Und das nur, weil ich einem Mädchen einen Drink ausgegeben habe.“

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Rickels wichtigste Botschaft bei der Veranstaltung zur Gewaltprävention an Schulen ist seine eigene
Lebensgeschichte. Seit Jahren tourt der Ostfriese durch Schulen in Deutschland und im Ausland und
versucht junge Menschen davon zu überzeugen, dass Gewalt immer der falsche Weg ist und hat zum Ziel das „Miteinander cool (zu) machen“.

Dabei hat er nie aufgegeben. Er tourt mit seiner Forderung nach mehr Gemeinsinn und weniger
Gewalt durchs Land – er „humpelt durch die Schulen“, wie er es selbst formuliert. Das Schlimmste sei nicht seine Behinderung, sagt er. „Das Schlimmste ist die Einsamkeit. Als ich kaputt im Bett lag –
meint ihr, da war noch einer von meinen Freunden da?“

Die Siebtklässler, die zuvor noch lärmend in die Aula geströmt waren, hörten gebannt zu. Betroffen
und schüchtern stellten sie am Ende Fragen. Vor allem auch in den drauffolgenden Tagen waren die
Schüler*innen immer noch beeindruckt und es gab viel Gesprächsbedarf.

Den Schüler*innen einen respektvollen Umgang zu vermitteln ist eine Aufgabe der Schulsozialarbeit
an den Schulen. Doch durch Gespräche und Trainingseinheiten in der Klasse kann das Thema nicht so deutlich und nachhaltig vermittelt werden wie von einem Menschen, der selbst Gewalt auf diese
Weise erfahren hat. Deshalb freuen sich die Schulsozialarbeiter*innen, dass Christoph Rickels die
Gewaltprävention an den Weil der Städter Schulen zum dritten Mal in ergänzt hat.

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